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Anne Sudrow: Heil.Kräuter.Kulturen: Forschungen zur ökologischen Landwirtschaft und wissenschaftliche Zwangsarbeit im KZ Dachau (1940-1945)

6. Dezember 2022, 18:00 - 20:00

Zoom-Link: https://leopoldina-org.zoom.us/j/95448644487

Ökologische Landwirtschaft und SS-Terror? Naturheilkunde in einem deutschen Konzentrationslager? KZ-Häftlinge, die Zwangsarbeit als Wissenschaftler verrichteten? Anne Sudrow zeigt in ihrem Vortrag, in welchem Zusammenhang diese auf den ersten Blick kaum miteinander vereinbaren Phänomene stehen. Sie stellt dabei Ergebnisse ihrer neuen, im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Dachau verfassten Studie vor. Von Januar 1939 bis April 1945 unterhielt das SS-Unternehmen „Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ (DVA) einen großen Landwirtschafts- und Gärtnereibetrieb im und am KZ Dachau. Etwa eintausend Häftlinge des Konzentrationslagers wurden täglich zur schweren Arbeit auf den Feldern und in der Verarbeitung der Erzeugnisse gezwungen. Unzureichende Kleidung, Unterernährung und Schikanen der SS machten die Arbeit zur lebensgefährlichen Tortur. Die SS ließ Heilpflanzen, Gewürze, Gemüse, Getreide, Blumen und Obst anbauen. Die DVA stellte zudem Saatgut für die geplanten deutschen Siedlungen in den besetzten Ostgebieten her. Dort sollte von deutschen Bauern ökologischer Landbau betrieben werden – ein Vorhaben von gigantischen Ausmaßen, für das die DVA Ressourcen und Fachkenntnisse bereitzustellen plante. Zugleich war die DVA Dachau eine wissenschaftliche Einrichtung, in der Personen unterschiedlicher Fachdisziplinen umfangreiche Forschungen durchführten. Das KZ Dachau wurde in den Jahren des Zweiten Weltkriegs zum wichtigsten Zentrum der Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland. Auch KZ-Häftlinge waren hier wissenschaftlich tätig – und waren zum Teil sogar prägend für die Auswahl der Forschungsgegenstände und Gestaltung der Experimentalsysteme. Deren Ergebnisse und ihre wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung werden im Vortrag vorgestellt.

Anne Sudrow ist Historikerin mit einem Forschungsschwerpunkt in der Geschichte des Nationalsozialismus und einem weiteren in der Geschichte alternativer Ökonomien im 20. Jahrhundert. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Wissenschaftsforschung der Leopoldina im Projekt „Biografische Studien zu Mitgliedern der Leopoldina in der NS-Zeit“.

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Veranstalter

Leopoldina