
- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Kerstin Kraft: Sich in Worte kleiden. Über das Verhältnis von Texten und Textilien

Die Verbindungen von Texten und Textilien sind vielfältig – allein in diesem einleitenden Satz finden wir neben den Begriffen ‚Text‘ und ‚Textilien‘, die beide auf das lateinische ‚texere‘ zurückgehen, die ‚Ver-bindungen‘, also das, was Buchstaben ebenso wie Fäden formal zusammenfügt und das ‚Viel-fältige‘ als Beschreibung des Bedeutungs- und Faltenreichtums.
Lässt man sich darauf ein, finden sich zahlreiche weitere etymologische und semantische Zusammenhänge, die jedoch nicht immer zur Theoriebildung geeignet sind und interpretatorisch keiner Vertiefung bedürfen – und auf die auch schon häufig hingewiesen wurde.
Im Vortrag geht es um das konkrete Verhältnis von Mode, Kleidung, Textilien und Texten, das anhand von Objekt-, Bild- und Textbeispielen untersucht wird. Dies geschieht aus dezidiert textilwissenschaftlicher Sicht und entsprechend werden zunächst Kleidungsstücke und Textilien versammelt, die Buchstaben, Wörter oder Texte aufweisen: Statement-T- Shirts, Wochentagssocken, Poesiekleider, Propagandatextilien, Zeitungskleider u.v.a.m. werden hinsichtlich ihrer Materialität und Technologie betrachtet.
So finden sich Texte und Zeichen, die auf unterschiedlichste Trägermaterialien an sichtbaren oder nicht sichtbaren Stellen beispielsweise gedruckt, gemalt oder gestickt wurden. Durch die von mir vorgestellte Ordnung des Materials wird auf die jeweiligen Bedeutungen und Funktionen verwiesen. Neben dieser sehr konkreten, materiellen Form, sich buchstäblich in Worte zu kleiden, gibt es Textilien, Kleidung und Mode, die in der Literatur beschrieben werden.
Diese fiktiven Phänomene werden im zweiten Teil des Vortrags untersucht. Auch hier wird zunächst der Versuch einer Auslegeordnung unternommen und dabei die Rolle von Mode, Kleidung, Textil in der Literatur, der Quellenwert dieser Literatur für die Kulturwissenschaft der Mode und des Textilen sowie Materialitäten in den Blick genommen. Reflektiert werden die Notwendigkeit einer transdisziplinären Methode zur Untersuchung dieses sehr heterogenen Materials und die Einführung einer eigenen Kategorie.