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Christiane Holm: Modeblumen. Saison, Accessoire und Lebensstil um 1800

Wenn die Kleidungs- und Einrichtungsmode als Kultur der Dinge beschrieben wird, werden Pflanzen meist übersehen. Im Zuge der Botanophilie um 1800 werden Blühpflanzen in Zimmergestaltung und Garderobe eingebunden, besprochen und als Lebewesen reflektiert. Es geht dabei nicht allein um das Dekor, sondern um einen spezifischen Lebensstil – ein Einfallstor für Narrative.
Informiert und erzählfreudig werden in Ratgebern und Zeitschriften, insbesondere im „Journal des Luxus und der Moden“ die neuesten „Modeblumen“ in „Kopfputz“ und „Stubengarten“ besprochen.
Eine gewisse Grundspannung ergibt sich daraus, dass zwei Strukturmerkmale der Mode mit den Pflanzen kollidieren: erstens die unvorhersehbare Eigendynamik der Mode, welche zweitens eine schnelle Verfügbarkeit der Artikel voraussetzt. Das widerspricht der langfristigen Haltung von Blühpflanzen, die ihre eigene, mitunter schwer kalkulierbare Saison haben und nicht immer leicht zu handhaben sind. Folglich kann der Markt oft nicht schnell genug reagieren und Eigeninitiative ist gefragt, entsprechend klagen die Botanischen Gärten im Winter über Pflanzenraub durch Besucherinnen.
Mit Blick auf den Einsatz von Pflückblumen in der Frisurenmode lassen sich zwei Positionen unterscheiden: die erste besteht auf der Anbindung der Modesaison an die Jahreszeiten, plädiert etwa für die Einbindung allseits verfügbarer Feldblumen und somit den Gleichtakt von Mode- und Jahreszeit, die andere betont das Azyklische und setzt z.B. Sommerblumen in der Wintergarderobe ein und steht positiv zu Glashaus- oder Kunstblumen.