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Ute Frevert/ David Kuchenbuch/ Tim Neu: Wie findet und formuliert man eine gute historische Frage?

In der fünften Veranstaltung der Reihe „Geschichtliche Grundfragen“ soll diskutiert werden, wie eine gute historische Frage gefunden und bzw. formuliert werden kann. Was unterscheidet historische Fragen von anderen Fragen? Gibt es Kriterien, gute von schlechten historischen Fragen zu unterscheiden? Gibt es besondere Techniken, welche die Formulierung instruktiver historischer Fragen erleichtern? Ist die historische Frage wirklich der Ausgangspunkt des Forschens, oder entsteht sie an anderen Stellen im Forschungsprozess? Welche heuristischen, epistemologischen und darstellerischen Funktionen hat die Fragestellung eigentlich?
„Der Ausgangspunkt des Forschens ist die historische Frage“, formulierte Johann Gustav Droysen in seinem Grundriss der Historik. Wohl kaum ein Satz aus der theoretischen Reflexion historischer Praxis im 19. Jahrhundert dürfte noch heute so allgemeine Zustimmung unter Historiker*innen finden wie dieser. In Einführungsseminaren und Tutorien erklären wir den Studierenden, dass sie eine historische Frage formulieren müssen, um sich nicht in der unermesslichen Fülle und Vielfalt der Quellen zu verlieren. Die Qualität von Abschlussarbeiten bewerten wir unter anderem danach, ob sie eine klare historische Frage in Auseinandersetzung mit Quellen und Forschungsliteratur überzeugend beantworten. Erfahrungsgemäß bereitet jedoch gerade die Formulierung der Fragestellung Studierenden und bisweilen auch noch Promovierenden und sich Habilitierenden größte Schwierigkeiten, die weder in der reichhaltigen historiographischen Einführungsliteratur noch in den Aufsätzen zur Theorie und Methode der Geschichtswissenschaft ausreichend reflektiert werden.