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Alina Potempa: Der Papst, die Moral und die „Stimme der Natur“. Reden über Sex(ualität) im Kontext des „katholischen ’68“

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Kenncode: 2014909175
Über Sex sprach man im Katholizismus im Spätsommer 1968 allerorten. Nachdem Papst Paul VI. Ende Juli mit der Enzyklika Humanae vitae Katholik:innen den Gebrauch künstlicher Empfängnisverhütungsmittel verboten hatte, brach bei den Gläubigen ein Sturm der Entrüstung los, der seinesgleichen suchte. Die Frage, wie Sexualität in einer katholischen Ehe zu leben sei, wurde dabei nicht nur abstrakt und in theologischen Kategorien, sondern häufig mittels sehr konkreter Berichte über die eigenen sexuellen Erfahrungen verhandelt. Apologetische Stimmen glaubten, in der hitzig geführten Debatte insbesondere über die „Natur“ der weiblichen Lust gar eine „hysteriforme Massenpsychose“ zu erkennen.
Nicht zuletzt mit ihren verschiedenartigen Bestrebungen zur diskursiven Normierung einer „natürlichen“ Sexualität, an die spezifische Geschlechtermodelle gekoppelt waren, stand die katholische Diskussion um Humanae vitae in deutlicher Beziehung zur sogenannten „sexuellen Revolution“ um 1968 mit ihren Körperdiskursen, ihren Wissenskulturen und ihren Politisierungsdimensionen. All dies gilt es im Vortrag in den Blick zu nehmen, liefert doch das „katholische ‘68“, so soll gezeigt werden, hinreichend Ebenen, Dynamiken und Implikationen, um in einer „Zeitgeschichte der Sexualitäten“ unter keinen Umständen fehlen zu dürfen.