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Britta Konz: Bertha Pappenheim – Jüdische Tradition und weibliche Emanzipation

22. März 2023, 18:00 - 20:00

Moses Mendelssohn gilt als der unbestrittene „Begründer des modernen Judentums“. Als Wegbereiter der Haskala – der jüdischen Aufklärung – steht der 1729 in Dessau geborene Philosoph nicht nur für eine Verschränkung von aufgeklärtem Selbstverständnis und jüdischem Bekenntnis. Er begründete eine neue, der jüdischen Tradition entspringende Trennung von Staat und Religion. Und auch die Forderung nach staatsbürgerlicher Gleichheit bei gleichzeitiger Bewahrung der jüdischen Zugehörigkeit machte ihn zur wesentlichen Gründungsfigur des deutschen Judentums.

Einerseits werden in den acht Vorträgen herausragende jüdische Persönlichkeiten des langen 19. Jahrhunderts portraitiert. Mehr aber wird nach der Grundkonstellation eines deutsch-jüdischen Weges in die Moderne gefragt, der die deutsch-jüdische Geschichtserfahrung zum Prisma einer Introspektion deutscher Geschichte macht. Themen sind die Verwandlung innerjüdischen Selbstverständnisses, das Ringen um staatsbürgerliche Gleichberechtigung und Religionsfreiheit sowie damit verbundene liberale Staatsentwürfe als Garant der Emanzipation. Weiblich-jüdische Geschichtserfahrungen stehen genauso im Fokus wie nicht zuletzt auch die Krise des mit der Emanzipation verbundenen Zukunfts- und Erwartungshorizonts zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die Vorträge bleiben nicht auf das 19. Jahrhundert beschränkt und fragen: Was kann uns der Blick auf die Moderne und die Reflexionen über die Voraussetzungen, Erwartungen und Hemmnisse des jüdischen Eintritts in eine nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft für die Gegenwart im Zeitalter der Globalisierung sagen? Vielleicht, so ließe sich vermuten, können Moses Mendelssohn und dessen Erbe(n) Ratgeber für manche der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein.