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Tübinger Poetikdozentur: Ingo Schulze und Dževad Karahasan im Gespräch mit Alida Bremer und Naser Šečerović: „Der Beobachter sieht nichts? Über ‚Tasso im Irrenhaus‘“
16. November 2022, 19:00 - 22:00
Die Veranstaltungen können über einen Livestream verfolgt werden: https://www.youtube.com/playlist?list=PLsZhiMXtMWI7QZKBAkGXru4rk1yzDrdJx.
Ingo Schulze, geboren 1962 in Dresden, lebt in Berlin. Er studierte Germanistik und Klassische Philologie und arbeitete als Dramaturg und Journalist.
Bereits sein Debüt 33 Augenblicke des Glücks (1995) war ein großer Erfolg und wurde u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Simple Storys (1998) konnte an diesen Erfolg anschließen und wurde mit dem Berliner Literaturpreis ausgezeichnet. 2005 erschien der Roman Neue Leben, der die Umbruchzeit der DDR mit dem Leben des Protagonisten in der Provinz verbindet. 2007 war Schulze als Stipendiat der Villa Massimo in Rom und wurde für seinen Erzählband Handy, der anhand alltäglicher Situationen die Frage nach dem Wesen der Liebe thematisiert, mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Es folgte der Roman Adam und Evelyn (2008), der sich mit den Umbrüchen um 1989 auseinandersetzt und einem Paar auf der Suche nach dem Paradies folgt. 2017 wurde der Roman Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst, veröffentlicht, 2020 der Roman Die rechtschaffenen Mörder. Darin wird von einem Bibliothekar erzählt, der ins rechte Spektrum abgleitet. 2022 erschien Schulzes neuester Essayband Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte …
Schulzes Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt und neben den genannten Preisen u.a. mit dem Peter-Weiss-Preis, dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Bertolt-Brecht-Preis ausgezeichnet. Für seine Bedeutung als „politischer Autor, der zuhört, sich in die aktuellen Debatten einbringt und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt engagiert“, wurde er 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des PEN-Zentrums.
Dževad Karahasan, geboren 1953 in Duvno im ehemaligen Jugoslawien, lebt in Graz und Sarajevo. Er studierte Komparatistik und Theaterwissenschaften, arbeitete als Dramatiker und Dramaturg, Essayist und Redakteur, und lehrte an verschiedenen Universitäten.
International bekannt wurde er mit Tagebuch der Aussiedlung (1993) das von dem Leben während der Belagerung Sarajevos handelt. Das in zehn Sprachen übersetzte Buch wurde mit dem Prix européen de l’essai Charles Veillon und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 2021 wurde es in erweiterter, neu übersetzter Form als Tagebuch der Übersiedlung veröffentlicht. Auch die Romane Schahrijârs Ring (1997) und Sara und Serafina (2000) thematisieren die Belagerung Sarajevos. In dem Essayband Das Buch der Gärten (2004), das mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet wurde, untersucht Karahasan den Topos des Gartens in Christentum und Islam und nimmt die Lesenden mit in die Geschichten aus 1001 Nacht und den Stadtpark von Sarajevo. 2016 erschien Der Trost des Nachthimmels, der die Geschichte um die historische Figur Omar Chayyām mit dem Zerfall des Seldschuken-Reiches verknüpft. 2019 wurde der Erzählband Ein Haus für die Müden publiziert.
Karahasans Werk wurde in zwanzig Sprachen übersetzt. Er gilt als einer der bedeutendsten bosnischen Schriftsteller; sein literarischer Einsatz für die Verständigung zwischen Ost und West wurde 2020 mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Daneben erhielt er zahlreiche weitere Preise für sein Werk, u.a. den Herder-Preis (1999), den Jeanette Schocken Preis (2019) und die Goethe-Medaille (2012). 2013 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt.
Alida Bremer, geboren 1959 in Split/Kroatien, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Münster. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad/Serbien, Rom/Italien, Münster und Saarbrücken und promovierte im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Saarbrücken. Sie arbeitete als Literaturwissenschaftlerin, Jurorin, Kuratorin und Dolmetscherin und erhielt für ihre Veröffentlichungen als Schriftstellerin – Olivas Garten (2013/2017) und Träume und Kulissen (2021) – und Übersetzerin aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen, u. a. von Ivana Sajko, Edo Popović, Iva Brdar und Delimir Rešicki – darunter zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, darunter den Internationalen Literaturpreis 2018 des Hauses der Kulturen der Welt für Gegenwartsliteraturen in ihren Übersetzungen.
Naser Šečerović ist Literaturwissenschaftler und Literaturübersetzer. Er arbeitet als Dozent am Lehrstuhl für deutschsprachige Literatur an der Universität Sarajevo. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören motivgeschichtliche Untersuchungen (künstliche Menschen, Faust), Literatur der Moderne, zeitgenössische deutschsprachige und bosnisch-herzegowinische Literatur. Er übersetzt Literatur ins Bosnische und ins Deutsche. Unter anderem übersetzte er Werke von Barbara Frischmuth, Ilija Trojanow, Ingo Schulze, Georg Büchner, Frank Wedekind, Hasan Kikić.