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Ulrike Schaper: „Ist ja keine Schande mehr, heutzutage, wo es sogar einen Kolle gibt“. Sextourismus, Sexotisierung und sexuelle Befreiung seit 1968

Zoom-Link: https://uni-hamburg.zoom.us/j/68204134757?pwd=ankybktEVkdMNm0yRzV1YmRWK2poQT09
Kenncode: 2014909175
Der Sextourismus in Ländern des Globalen Südens entwickelte sich etwa zeitgleich mit einer politisch aufgeladenen Diskussion zur sexuellen Befreiung. Während der Ausbau eines Massenferntourismus in der Bundesrepublik ab Mitte der 1960er Jahre einsetzte, beförderten sexualpolitische Diskussionen im Umfeld der Studierendenbewegung und der Neuen Linken seit Ende der 1960er Jahre die Aufladung sexueller Befreiung als zentralen Weg gesellschaftlicher Transformation. Sie verstärkten längerfristige Entwicklungen einer Auflösung restriktiver sozialer und rechtlicher Normen und einer Pluralisierung von Moralvorstellungen, sexuellen Einstellungen und Praktiken.
Der Vortrag lotet die Berührungspunkte zwischen diesen beiden Entwicklungen aus. Er zeigt, dass sie nicht nur parallel auftraten, sondern sich immer wieder überschnitten und aufeinander bezogen wurden. Dabei geht es nicht nur um teils überraschende Bezugnahmen sextouristischer Rechtfertigungen zu sexualpolitischen Bewegungen. Vor allem wird illustriert, wie stark sich Verheißungen von sexueller Befreiung mit rassifizierenden und sexotisierenden Imaginationen der Reiseziele verbanden, wie sich antibürgerliche Kritik an christlich-westlicher Sexualmoral mit Zivilisationskritik vermischte und welche Begrenzungen und blinde Flecken die Diskussionen um die sexuelle Befreiung kennzeichnete.